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<title>Es geht auch ohne Formeln – der Einsatz von TeX in den Digital Humanities am Beispiel kritischer Editionen</title>
<author>
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<surname>Sievers</surname>
<forename>Martin</forename>
</name>
<affiliation>Universität Trier, Deutschland</affiliation>
<email>[email protected]</email>
</author>
</titleStmt>
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<edition>
<date>2015-10-10T15:06:00.76</date>
</edition>
</editionStmt>
<publicationStmt>
<publisher>Elisabeth Burr, Universität Leipzig</publisher>
<address>
<addrLine>Beethovenstr. 15</addrLine>
<addrLine>04107 Leipzig</addrLine>
<addrLine>Deutschland</addrLine>
<addrLine>Elisabeth Burr</addrLine>
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<p>Converted from an OASIS Open Document</p>
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<application ident="DHCONVALIDATOR" version="1.14">
<label>DHConvalidator</label>
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<keywords scheme="ConfTool" n="category">
<term>Workshops</term>
</keywords>
<keywords scheme="ConfTool" n="subcategory">
<term></term>
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<keywords scheme="ConfTool" n="keywords">
<term>Textsatz;kritische Editionen;Publikation</term>
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<keywords scheme="ConfTool" n="topics">
<term>Gestaltung</term>
<term>Programmierung</term>
<term>Veröffentlichung</term>
<term>Software</term>
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<text>
<body>
<div type="div1" rend="DH-Heading1">
<head>Einleitung</head>
<p>Die Diskussion rund um digitale Editionen als Ergänzung oder sogar Ersatz für die
klassische Buchausgabe ist in vollem Gange. Grund dafür ist auch der Siegeszug
der plattform- und implementationsunabhängigen Metasprache XML in den „Digital
Humanities“. Insbesondere der TEI-Standard (<ref target="http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/">Burnard / Bauman 2007</ref>) hat dafür
gesorgt, dass Informationen aller Art in einem Sammelformat vorliegen, das von
vielen neu entwickelten Werkzeugen als Ausgabe- und Austauschformat verwendet
wird.</p>
<p>Der weitere Bearbeitungsprozess bis hin zur Fertigstellung einer Edition fußt daher heutzutage stark auf XML. Gleichwohl bleibt das Buch als notwendiges Ergebnis eines Editionsprojekts weiterhin die Regel. Somit stehen viele Wissenschaftler zu Beginn eines solchen Projekts vor dem Problem, einen Workflow auf XML-Basis zu definieren, der am Ende möglichst komfortabel – mit oder ohne Zutun eines Verlags – auch einen hochwertigen Buchdruck erlaubt.</p>
<p>Projekte wie
<hi rend="italic">XML-Print</hi> oder
<hi rend="italic">Apache FOP</hi> setzen hier an und wollen das Textsatzproblem innerhalb der „X-Technologien“
<ref type="note" target="n01" n="1">1 </ref> lösen. Es ist in den vergangenen Jahren jedoch deutlich geworden, dass der wissenschaftliche Textsatz von diesen Werkzeugen (noch) nicht in all seinen Facetten erfasst werden kann. Daher greifen aktuelle Editionsprojekte in der Regel auf etablierte Werkzeuge wie
<hi rend="italic">TUSTEP</hi> oder andere nicht notwendigerweise XML-basierte Ansätze zurück, indem der XML-Eingabetext mittels XSLT in die entsprechenden Zwischenformate überführt wird.
</p>
<p>Genau hier möchte der Workshop ansetzen und die Möglichkeiten des Textsatzsystems
TeX <ref type="note" target="n02" n="2">2</ref> im Bezug auf die Erstellung
einer historisch-kritischen Ausgabe (kritische Edition) vorstellen. Leider wird
dieser Weg aus Unwissenheit bzw. wegen falscher oder schlicht veralteter
Informationen bzgl. des Funktionsumfangs viel zu selten beschritten. Umso
erfreulicher sind Forschungs- und Arbeitsumgebungen wie <ref
target="http://fud.uni-trier.de/de/"><hi rend="italic">FuD</hi></ref> oder
<ref target="http://www.bbaw.de/telota/software/ediarum"><hi rend="italic"
>ediarum</hi></ref>, die am Ende des editorischen XML-basierten
Workflows eine mit TeX erzeugte PDF-Datei zur Kontrolle bzw. als Vorstufe des
Druckergebnisses ausgeben. </p>
</div>
<div type="div1" rend="DH-Heading1">
<head>Funktionsweise von LaTeX</head>
<div type="div2" rend="DH-Heading2">
<head>Allgemein</head>
<p>Das quelloffene Textsatzsystem TeX und die gleichnamige Programmiersprache wurden Ende der Siebziger Jahre vom amerikanischen Mathematikprofessor Donald E. Knuth für den Druck seiner eigener Bücher entwickelt. Das Problem des Textsatzes – „Wie bringe ich unter Beachtung verschiedener Regeln möglichst schön Zeichen aller Art aufs Papier?“ – wurde von ihm als mathematisches Optimierungsproblem definiert und mit neuartigen Algorithmen gelöst. Die
<hi rend="italic">subjektive</hi> Schönheit wurde dadurch von Knuth auf Basis typographischer Traditionen und Methoden
<hi rend="italic">objektiviert</hi>.
</p>
<p>Die so entstandenen Algorithmen, z. B. derjenige für den Zeilenumbruch (Knuth
/ Plass 1981) waren bahnbrechend und sind bis heute „State of the Art“.
Entsprechend werden sie auch in jüngerer Software wie <hi rend="italic"
>Adobe InDesign</hi> oder <hi rend="italic">Apache FOP</hi> nahezu
unverändert verwendet. Für den Autor eines Texts bedeutet dies, dass er sich
vollständig auf die inhaltliche bzw. strukturelle Gestaltung konzentrieren
kann. Dies entspricht der Arbeit mit XML-Quelldaten, die in der Regel
keinerlei typographische Anweisungen enthalten. </p>
<p>Somit lebt die klassische Trennung zwischen Autor und Setzer wieder auf, die
durch Text<hi rend="italic">verarbeitungs</hi>programme in den vergangenen
Jahrzehnten stückweise aufgeweicht worden ist – mit negativen Folgen für die
Druckqualität. In heutigen digitalen Arbeitsumgebungen entspricht der Setzer
einem Satzprogramm, das eine Druckvorlage – heutzutage oft „hinter den
Kulissen“ einer virtuellen Arbeitsumgebung – auf die Quelldokumente eines
Autors anwendet. </p>
</div>
<div type="div2" rend="DH-Heading2">
<head>Anwendungsfall Kritische Edition</head>
<p>Eine kritische Edition stellt besondere Anforderungen an ein
Textsatzwerkzeug. Daher eignet sich dieser Dokumenttyp besonders gut, um die
Qualität von LaTeX zu demonstrieren. Plachta definiert für eine kritische
Edition zehn elementare Bestandteile (Plachta 2006: 14-15). Diese lassen
sich zu den folgenden drei Themenkomplexen zusammenfassen:</p>
<list type="unordered">
<item>Edierter Text,</item>
<item>Apparate,</item>
<item>Verzeichnisse.</item>
</list>
<p>Zu all diesen Bereichen liefert LaTeX entweder direkt oder über Erweiterungen (Pakete) Möglichkeiten, hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Sie stehen über das zentrale Paketarchiv CTAN
<ref type="note" target="n03" n="3">3</ref> allen Nutzern kostenfrei zur Verfügung.
</p>
</div>
</div>
<div type="div1" rend="DH-Heading1">
<head>Inhalte des Workshops</head>
<p>Entlang der im vorherigen Abschnitt genannten Bestandteile einer kritischen Edition wird der Workshop den Teilnehmern die Gelegenheit geben, LaTeX als Satzprogramm kennenzulernen bzw. vorhandene Kenntnisse auszubauen. Im Detail werden die folgenden Inhalte vermittelt:</p>
<list type="unordered">
<item>Edierter Text: Neben den grundlegenden Satzalgorithmen werden
mikrotypographische Fragen thematisiert. Dazu gehören neben der Nutzung
typographisch korrekter Zeichen (z. B. bei Anführungszeichen, Gedankenstrich
oder Ellipse) auch der automatische optische Randausgleich oder die
Laufweitenänderung, die beide durch das Paket <hi rend="italic"
>microtype</hi> bereitgestellt werden. Mehr zum Thema Mikrotypographie
findet man bei <ref target="http://www.typolexikon.de/m/mikrotypographie.html">Beinert (2015)</ref>. </item>
<item>Apparate: Die Anforderungen an den Satz von Apparaten gehen weit über
diejenigen „normaler“ Fußnoten hinaus. Es wird das Paket <hi rend="italic"
>reledmac</hi> vorgestellt und neben verschiedenen Anpassungen auch
Lösungen für Probleme wie z. B. überlappende Lemmata erarbeitet. </item>
<item>Verzeichnisse: Eine kritische Edition enthält neben einem Quellenverzeichnis verschiedene Register. Diese sollen im Idealfall direkt aus den Druckdaten dynamisch erzeugt werden. Dazu werden die Erweiterungen
<hi rend="italic">biblatex</hi> sowie
<hi rend="italic">imakeidx</hi> vorgestellt, die genau dies bewerkstelligen.
</item>
</list>
</div>
<div type="div1" rend="DH-Heading1">
<head>Teilnehmerkreis / Technische Ausstattung</head>
<p>Der Workshop richtet sich an alle interessierten Wissenschaftler_innen, die Wert
auf einen hochwertigen Druck ihrer Edition legen. Auch Entscheidungsträger, die
ein Textsatzsystem für ihr Editionsprojekt suchen, sind ausdrücklich
angesprochen. Für die praktischen Beispiele werden grundlegende Kenntnisse der
Textsatzsprache LaTeX vorausgesetzt.</p>
<p>Da es sich um eine „Hands-on“-Sitzung handelt, sollte die Teilnehmerzahl 15 nicht
übersteigen, wobei ich eine Warteliste begrüßen würde. Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer benötigen einen Laptop mit einer (möglichst aktuellen)
TeX-Distribution (MiKTeX oder TeX Live). Für die Präsentation selbst wird ein
Beamer benötigt.</p>
</div>
</body>
<back>
<div type="Notes">
<note xml:id="n01" n="1">Unter den X-Technologien versteht man die W3C-Standards XML, XSL und XPath sowie je nach Kontext weitere im XML-Umfeld entstandene Sprachen und Formate wie XQuery oder XLink.</note>
<note xml:id="n02" n="2">TeX wird seit langem schon nur noch
selten direkt angewendet, sondern in der Regel über eine Makrosprache wie
LaTeX (siehe z. B. <ref target="http://www.latex-project.org/"
>http://www.latex-project.org</ref>) oder ConTeXt (siehe z. B. <ref
target="http://wiki.contextgarden.net/What_is_ConTeXt"
>http://wiki.contextgarden.net/What_is_ConTeXt</ref>) angesprochen. Der
Workshop konzentriert sich auf LaTeX.</note>
<note xml:id="n03" n="3">Das
<hi rend="italic">Comprehensive TeX Archive Network</hi> stellt über zwei zentrale Server und mehr als hundert Spiegelserver (Mirrors) weltweit unter
<ref target="http://www.ctan.org/">http://www.ctan.org</ref> insgesamt über 4500 Erweiterungen bereit.</note>
</div>
<div type="bibliogr">
<listBibl>
<head>Bibliographie</head>
<bibl><hi rend="bold">Beinert, Wolfgang</hi> (2015): <hi rend="italic"
>Typolexikon.de</hi>. Das Lexikon der europäische Typographie <ref
target="http://www.typolexikon.de/m/mikrotypographie.html"
>http://www.typolexikon.de/m/mikrotypographie.html</ref> [letzter
Zugriff 05. Februar 2016].</bibl>
<bibl><hi rend="bold">Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</hi>
(2010): <hi rend="italic">ediarum</hi>. Eine digitale Arbeitsumgebung für
Editionsvorhaben <ref target="http://www.bbaw.de/telota/software/ediarum"
>http://www.bbaw.de/telota/software/ediarum</ref> [letzter Zugriff 05.
Februar 2016].</bibl>
<bibl>
<hi rend="bold">Burnard, Lou / Bauman, Syd</hi> (2007): <hi rend="italic"
>TEI P5. Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange</hi>.
Text Encoding Initiative <ref
target="http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/"
>http://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/</ref> [letzter
Zugriff 05. Februar 2016].</bibl>
<bibl>
<hi rend="bold">Knuth, Donald E. / Plass, Michael F.</hi> (1981): “Breaking
paragraphs into lines”, in: <hi rend="italic">Journal Software: Practice and
Experience</hi> 1 0.1002/spe.4380111102.</bibl>
<bibl>
<hi rend="bold">Plachta, Bodo</hi> (<hi rend="superscript">2</hi>2006): <hi
rend="italic">Editionswissenschaft: eine Einführung in Methode und
Praxis der Edition neuerer Texte</hi> (= Reclams Universal-Bibliothek
17603). Stuttgart: Philipp Reclam jun. </bibl>
<bibl><hi rend="bold">Trier Center for Digital Humanities (TCDH) /
Forschungszentrum Europa (FZE)</hi> (2014): <hi rend="italic">FuD</hi>.
Eine virtuelle Forschungsumgebung für die Geisteswissenschaften. Universität
Trier <ref target="http://fud.uni-trier.de/de/"
>http://fud.uni-trier.de/de/</ref> [letzter Zugriff 05. Februar
2016].</bibl>
</listBibl>
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</TEI>